religiöse Gefühle

In den letzten Wochen war viel von „religiösen Gefühlen“ die Rede, und zwar von deren Verletzung. Anlässe waren Karikaturen auf der Kunstausstellung „documenta“ in Kassel, in Zeitungen und Magazinen. Und  zuletzt gab es den in den USA produzierten Film „Die Unschuld der Muslime“.

Wenn etwas, das mir wertvoll ist, verunglimpft oder lächerlich gemacht wird, dann verletzt mich das. Wenn jemand mein „religiöses Gefühl“ verletzt, dann muss ich immerhin eines haben. Für mich kann ich sagen: Ich habe eins, denn mein Glaube ist nicht nur Kopfsache, er hat auch mein Gefühl eingenommen. Christus ist in mir und ich bin in ihm. Wir sind so eng miteinander verbunden, dass es mich natürlich verletzt, wenn man Christus lächerlich macht. Es gibt natürlich auch viele Menschen, deren religiöses Gefühl man nicht verletzen kann, denn sie haben keines.

Viele Muslime haben auch religiöse Gefühle. Schon die bildliche Darstellung Mohammeds wirkt auf viele verletzend. Was sich jedoch an Gewalt gegen US-amerikanische Botschaften und deren Personal entlädt, das speist sich meist aus anderen Quellen.  Es ist z.B. für manche Machthaber sehr einfach, von innenpolitischen Problemen abzulenken und den Feind außerhalb des Landes ausfindig zu machen. Diese politischen Führer missbrauchen die religiösen Gefühle der Menschen.

Aber Achtung: Es gab auch friedliche Demonstrationen von Muslimen, gerade in Deutschland. Oder Muslime, die kein besonderes Interesse am besagten Film haben. Doch solche Nachrichten und Bilder sind für die TV-Sender nicht so spannend.

Im Kern meines Glaubens geht es nicht um „religiöse Gefühle“. Es geht um Christus. Er ist der Anker meiner Seele. Er ist der Fels, auf dem ich stehe. Er ist meine Rechtfertigung, mein Heil und meine Heiligung. Er ist Anfang und Ende, Anfänger und Vollender meines Glaubens. Ob ich das fühle? Manchmal ja, manchmal auch nicht. Aber es tut mir weh, wenn jemand Jesus Christus geringschätzig betrachtet oder ihn als  Deppen darstellt. Aber dann frage ich mich: Hat man ihn nicht damals auch geringschätzig behandelt? Gehört es nicht zu der besonderen Botschaft, dass sich der Sohn Gottes, der die Herrlichkeit verließ, als Mensch missachten, schlagen und anspucken ließ. Dass er darin und in seinem Tod am Kreuz, die Sünden der Menschen auf sich nahm? Ja. So war es.

Deswegen unterscheide ich. Erstens: Als Nachfolger Jesu nehme ich es in Kauf, dass man meine „religiösen Gefühle“ verletzt. Ich sage „Danke. Damit ehrst du mich, meinem Herrn zu folgen.“ Aber das kann ich nur sagen, wenn ich mir eingestehe, dass es mich verletzt. Ich tue nicht so, als sei mir das egal. Wem die Verunglimpfung egal ist oder wer das vorschnell abtut, der folgt nicht Jesus, sondern seiner Gleichgültigkeit. Als Jesusfolger muss ich einkalkulieren, dass man ihn heute genauso lächerlich macht, wie es vor 2000 Jahren der Fall war. Meine Antwort soll nicht die Rache sein, indem ich z.B. andere verunglimpfe. Ich will segnen und achten.

Zweitens: Als Bürger dieses Landes und mitdenkender Zeitgenosse sage ich: Das soll nicht der Stil sein, wie in Deutschland mit Menschen umgegangen wird. Dabei geht es gar nicht einmal um Religionen, sondern es geht um Menschen. Was ich in den letzten Jahren an Verunglimpfung und Missachtung von Menschen – vor allem im Internet – gelesen habe, das ist zum Teil entwürdigend, es ist schädlich für das Miteinander von Menschen. Höflichkeit, Zuvorkommen und Achtung muss eingeübt werden. Darüber muss gesprochen werden.

Und drittens: Ich möchte nicht in einem Land leben, wo Menschen ihre Meinung über unseren Glauben nicht offen sagen können. In einer Demokratie soll jeder Bürger auch die Religionen kritisieren und gegen sie polemisieren dürfen. Das gehört zu unserer Freiheit. Geschmacklosigkeiten müssen dann ertragen werden, fallen zum Glück aber meist auf ihre Autoren zurück. In Deutschland sind religionskritische Äußerungen oder Karikaturen erlaubt, solange sie nicht den öffentlichen Frieden gefährden. Damit wird die Reaktion der Betroffenen zum Kriterium für solch ein Einschreiten des Staates.  Hier lauert die Gefahr, die Gewaltbereitschaft von Menschen zum Kriterium des Handelns zu machen. Diesem Kriterium sollte sich ein Staat nicht unterordnen.

Der Hundertjährige

Im Sommer habe ich es auch getan, wie eine Million andere Deutsche: Ich habe das Buch „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ gelesen. Ich hing ich in der Hängematte und kicherte immer wieder vor mich hin. Es ist schwer zu beschreiben, was da fabriziert, gesponnen und inzwischen in 30 Ländern verbreitet wird. Es ist ein lustiges, ein abenteuerlich lustiges Buch. Ein Rezensent sagt, es habe die Botschaft „Wer wagt gewinnt – und das auch noch im hohen Alter“ – ein echtes Kaufargument in einer alternden Gesellschaft. Hat es mir vielleicht deswegen auch gut gefallen? Wahrscheinlich trifft die Ablehnung jeder politischen oder weltanschaulichen bzw. religiösen Festlegung des alten Mannes (Allan Karlson) den Nerv der Zeit.

Ein Erfolgsgrund liegt für mich darin, dass uns hier ein Mensch präsentiert wird, der sich in seinem Leben extrem wenig Sorgen um den nächsten Tag macht und ohne durchgeplante Strategie schwierigste Situationen meistert.  Ein Mensch, der  mit Leichtigkeit durchs Leben geht. Er gewinnt und er verliert und stellt keine großen Ansprüche.

Man mag ihn, den alten Protagonisten des Romans, weil er so herrlich unbedarft ist. Man weiß: es ist nur eine verrückte Story, ein modernes Märchen, aber man projiziert seine Erwartung nach Leichtigkeit und Sorglosigkeit in ihn hinein. Und das tat der Autor, Jonas Jonasson wohl auch, denn er hat ein bewegtes Leben mit Burn-out, Scheidung, Rosenkrieg und Streit um das Sorgerecht für das Kind hinter sich, als er den Roman schrieb.

Manche empfinden ihren Alltag wie eine Mühle, in der sie zermalmt werden,  fühlen sich unter Druck und überfordert. Wir wissen, dass Stress und Druck zum Leben gehören und auch gar nicht schlecht sind. Aber wir brauchen Luft zum Atmen, wollen nicht erdrückt werden und sehnen uns danach, ein wenig so zu sein wie dieser Hundertjährige.

Jesus sagt: „So seid nun nicht besorgt“ (Mt. 6,31). Angesichts von Kriegsgeschrei und anderen Katastrophen sagt er: „Erschreckt nicht“ (Mt. 24,6). Und Petrus rät: „Werft all eure Sorge auf ihn (Gott), denn er sorgt für euch.“ (1.Petr. 5,7). Diese Worte von Jesus  haben ihren Grund darin, dass  Er König und Herr ist, sein Reich baut und Ihn nichts und niemand erschüttern kann. Wer ihm gehört, empfängt etwas von der Sorglosigkeit, die Kinder (oder Hundertjährige) haben.

 

Ver“ball“hornung

Ich bin, wie viele, gespannt auf das Champions League Endspiel am Samstag, 19.Mai, in München. SAT 1 sendet das Spiel und wirbt mit einem Trailer, bei dem das „Vaterunser“ als ein Gebet an einen Fußballgott verändert wird. Das ist Ver“ball“hornung in einer besonderen Zuspitzung. Wikipedia definiert Verballhornung als „den (misslungenen) Versuch, einen Text zu verbessern“.

Ich bin einfach nur froh und Jesus Christus dankbar, dass sein Gebet alles überleben wird: den Missbrauch durch gedankenloses Beten (Martin Luther hatte gesagt: „Das Vaterunser ist der größte Märtyrer auf Erden. Denn jedermann plagt’s und missbraucht’s“ WA 58, 564, 25-27), die SAT1-Ver“ball“hornung und auch meinen eigene Glaubenslosigkeit.

Es bleibt dabei: Durch Jesus Christus ist Gott unser Vater geworden. Das Original ist einfach unantastbar. Wer so lernt zu beten, der fängt wirklich an damit.

Pro Koran

Ich habe schon lange einen Koran bei mir zu Hause, ist doch klar. Und ich bin dafür, dass 25 Millionen Korane verteilt werden. Ich bin auch dafür, dass Bibeln verteilt werden. Die öffentliche Debatte über die Salafistenaktion hat sich inzwischen genug ausdifferenziert. Sie geht nicht gegen den Koran. Sie geht gegen die Gruppe, die die Aktion jetzt in die Wege leitet. Gut so.

Da gibt es allerdings etwas, das mich nervt. Ein befreundeter Geschäftsmann hat regelmäßig in einem arabischen Land zu tun. Er muss seine persönliche Bibel manchmal verstecken, manchmal  reist er ohne. Er hat erlebt, dass er mit der Bibel Ärger bekommt.  Ganz zu schweigen von der Vorstellung, Bibeln in der Hand vieler Muslime in arabischen Ländern zu sehen. Dass aus diesen Ländern angeblich auch viele Gelder für die Koranverteilung kommen ist eine Frechheit. Es ist falsch, auf die Menschenrechtsverhältnisse in anderen Ländern zu verweisen, um die Situation in Deutschland zu gestalten. Aber in diesem speziellen Kontext komme ich nicht daran vorbei. Schließlich nervt es mich, dass Journalisten, die sich gegen die Verteilaktion geäußert haben, bedroht wurden.

Das alles nervt mich – aber ich verliere nicht die Nerven.  Und deswegen bin ich für die Verteilaktion. Diese Erlaubnis dürfen wir uns nicht nehmen lassen. Und ich bin dafür, dass wir gut unterscheiden zwischen den Menschen und bestimmten Ideologien. Aber  vor allem: Jesus ist die Auferstehung und das Leben. Er ist doch viel größer. Ihm folge ich. Auf ihn verweise ich. Er lehrt mich zu lieben, in Wahrheit und Gnade. Die Antwort der Jünger Jesu ist nicht Verbot. Die Antwort ist ein überzeugendes Christsein in der Kraft Gottes.

Glaube am Montag – Medienkonsum

In einer Statistik (Willow Magazin 4/2011, S. 28f) habe ich gelesen, womit ein Deutscher mit 80 Jahren durchschnittlich seine Zeit verbracht hat. Interessant! 30 Jahre davon mit Medienkonsum, 24,4, Jahre mit Schlafen, 7 Jahre Arbeiten, 5 Jahre Essen, 2 Jahre und 6 Monate im Auto, 9 Monate spielt er mit seinen Kindern, 3 Monate Vereinssitzungen, 2 Wochen Küssen und 2 Wochen Beten. Unter der Statistik steht der Satz aus 1.Kor. 10,31: „Ob ihr nun esst oder trinkt oder was ihr auch tut, das tut alles zu Gottes Ehre
Es gibt natürlich individuelle Abweichungen von diesen Werten und ich weiß nicht im Detail, wie die Statistik zustande gekommen ist. Dennoch bleiben Fragen: Womit will ich meine Zeit verbringen? Will ich Veränderungen vornehmen? Wenn ich mit Gott im Alltag leben will, dann möchte ich lieber mit Menschen zusammen sein, als vor dem Fernseher hocken. Jedoch ist es manchmal auch interessant oder entspannend den Fernseher anzustellen. Beten und Küssen dürfte gerne eine höhere Priorität haben als Vereinssitzungen. Andererseits können Vereinssitzungen nicht nur interessant sein, sondern gemeinsamen Zielen dienen.

Dann wurde mir klar, dass ich vieles gar nicht stark verändern kann. Schlafen, Arbeiten, Essen. Das umfasst Grundbedürfnisse und Grundtätigkeiten. Da geht es gar nicht darum, mehr oder weniger Zeit damit zu verbringen, sondern eben alles „zur Ehre Gottes zu tun“. Das kann eine Frage der Quantität, jedoch auch eine der Qualität sein.

Nun ist die Frage, was es in Bezug auf Medien bedeuten könnte, alles zur Ehre Gottes zu tun. Radiohören bei langen Autofahrten finde ich sehr interessant. Manche Sendung bildet, schöne Musik entspannt oder regt an. Der automatische Griff zum Radioknopf ist manchmal jedoch auch Flucht und Zerstreuung. Fernsehen kann sehr anregend sein. Manch guter Film hat meine Gedanken beflügelt oder meine Gefühle angerührt, andere Programme jedoch zur Passivität verleitet. Neulich sagten meine Frau und ich zueinander, es wäre nicht schlecht, wenn wir mehr „unbeschwerte Momente“ erleben würden. Danach gerieten wir zufällig in die Sendung „Schlag den Raab“ und erlebten genau solche Momente. Das tat gut. Was Gott auf keinen Fall ehrt ist, wenn ich „zappe“. Da vergeude ich Zeit und werde unruhig. Das gilt auch für das Internet, wo es passieren kann, dass ich von der einen auf die nächste Seite gerate und mich all das flüchtig gesehene eher verwirrt als mir hilft. Zu den Medien gehören Zeitungen: Eine gute Wochenzeitung gehört zu meinem Programm. Manchmal würde ich gerne ganz auf Medien verzichten. Dann denke ich wiederum, dass ich mich damit außerhalb einer wesentlichen Realität unserer Zeit stellen würde. Medien können heute eine Art der Kommunikation mit Menschen darstellen.

Was ehrt Gott? Was ist ein verantwortlicher Umgang? Darauf gibt es keine Antwort „von der Stange“ und doch muss ich ihr nachgehen. Es lohnt sich sehr, darüber nachzudenken, mit anderen zu sprechen, die hilfreichen oder auch lähmenden Erfahrungen auszutauschen und den Umgang mit Medien zu üben. In der Bibel ist darüber wenig direkt zu erfahren, weil das Medienzeitalter erst später anbrach. Umso beachtenswerter, dass Medienkonsum in der erwähnten Statistik ganz oben steht. Es lohnt sich also, rein statistisch, gerade beim Medienkonsum Gott zu ehren! Wie würde Jesus heute damit umgehen? Und wie können wir als Christen die Medien mitprägen? Denn sie bestimmen das Denken der Menschen tiefer, als häufig angenommen.

lernen zu fragen

„Jesus ist die Antwort – aber was war die Frage?“ so lautet der leicht spöttisch gemeinte Slogan, um allzu plakative Evangelisationsmethoden zu kritisieren. Ganz klar, das Evangelium spricht immer auch zu Fragen der Menschen. Das gebietet die Liebe zu ihnen. Gott selber sieht ja die Nöte und Bedürfnisse von uns Menschen. Und Verkündigung bemüht sich darum, diese Fragen von Gottes Wort her zu beantworten.

Aber es gibt auch dies: Menschen stellen die falschen Fragen!

„Die Juden fordern ein Zeichen und die Griechen fragen nach Weisheit, wir aber predigen den gekreuzigten Christus“ schreibt Paulus (1.Kor.1,22f). Die Fragen lauten: „Ist Jesus wirklich durch Wunder autorisiert?“ oder „Kann dieser Jesus die philosophischen Rätsel lösen, die wir bewegen?“. Es lohnt sich, diese Fragen zu bedenken und zu zeigen, was Jesus dazu zu sagen hat. Und Wunder hat er genug getan! Aber hier ist der Moment, an dem zu sagen ist: Gott gibt in Jesus eine andere Antwort, eine Antwort auf die entscheidende Frage, nämlich wie Sünder Frieden mit Gott finden. Wie? Durch Jesus Christus, der für die Sünder gestorben ist. Egal ob da jemand nach fragt. Das ist es, was Gott zu sagen hat.

Luther hatte gefragt: „Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?“ Obwohl Gott gnädig ist, konnte Luther ihn nicht als solchen erkennen. Deswegen fragte er danach. Die Frage leitete ihn in die richtige Richtung, so dass er in der Bibel selbst auf die Botschaft von der Gnade Gottes in Jesus Christus stieß. Papst Benedikt XVI hat während seines Deutschlandaufenthaltes diese Frage zu Recht unterstrichen. Es mag sein, dass keiner nach einem „gnädigen Gott“ fragt. Das ändert aber nichts an der bedeutungsvollen Antwort, dass in Christus die heilsame Gnade Gottes erschienen ist (Titus 2,11).

Die Jünger fragten Jesus, wann das Reich für Israel wieder aufgerichtet würde. Jesus beantwortete die Frage nicht, weil es niemandem gegeben sei, Zeit und Stunde zu wissen. Er sagte ihnen stattdessen die Antwort, die ihm wichtig war: Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und meine Zeugen sein, überall! Jesus gibt den Text vor.

Und schließlich der Text der Jahreslosung 2012. Paulus hatte um Heilung gebeten. Seine Not war groß. Gott tat daraufhin nichts! Paulus betete noch mal. Wieder keine Reaktion. Nach dem dritten Mal sagte Gott ihm (auf welche Weise auch immer): Lass dir an meiner Gnade genügen. Denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig (2.Kor. 12,9).

Gott hat Antworten. Sie überraschen und passen nicht immer zu unseren Fragen, Bedürfnissen und Meinungen – und sind doch alleine gut.

Weihnachten – worauf es ankommt

Es ist mir inzwischen ziemlich egal, ob Weihnachten für viele ein Konsumfest ist, dass immer dieselben Grüße verschickt werden, ob es Schnee gibt oder nicht, wie viel heidnisches Lametta und Grünzeug unser Weihnachtsfest schmücken. Es ist mir egal, ob manche vielleicht zu viel essen oder trinken, ich werde auch immer gleichgültiger dem gegenüber, was die großen deutschen Magazine jedes Jahr im Dezember über Jesus schreiben, dass sie meistens populistisch einige ausgewählte Gelehrte zitieren und zwar mit Vorliebe solche, die die Glaubwürdigkeit der Bibel schwächen.

Es kommt mir nur auf eins an: Jesus Christus ist vor 2000 Jahren geboren, Gottes Sohn. Es ist mir wichtig, dass Gott geehrt wird und Menschen auf der Erde göttlichen Frieden finden! Dass in Jesus Christus der Retter geboren wurde und jeder Mensch durch das Vertrauen in ihn ewiges Leben hat. Ich feiere das. Ich freue mich darüber. Ich besinne mich auf ihn. Und ich verkündige ihn. Er ist das Heil für alle Menschen –auch für Dich.

Rechte Gewalt

Mich schockieren die Nachrichten über die sogenannte NSU, die Morde und die menschenverachtende Propaganda, die dort und durch andere Gruppen verbreitet wird. Es ist für mich fast unerträglich zu sehen, dass in Deutschland Menschen wieder einem blinden Rassenklischee aufsitzen und der finsteren Naziideologie folgen.

Was brauchen wir in unserer Zeit?

Erstens: Zu unserer Geschichte stehen. Die Schuld, die von Deutschland im letzten Jahrhundert ausging, darf nicht klein geredet werden. Sie darf auch nicht relativiert werden durch den Verweis auf die Schuld, die auch andere Nationen durch ihren, zum Teil wenig aufgearbeiteten, Antisemitismus auf sich geladen haben.

Zweitens: Keine Angst haben. Wenn verblendete Gruppen sich stark genug fühlen, schreien sie andere nieder. Es beginnt nicht mit Morden, es beginnt mit anderen Formen der Gewalt. Keine Angst. Schon dagegen muss der freie Mensch aufstehen. Wenn an Schulen, auf der Arbeit oder auch in Gemeinden oder Jugendgruppen solche, oder auch mit anderen Ideologien auftretende Gruppen, anfangen Druck auszuüben, zu mobben, dann müssen Verantwortungsträger aufstehen. Da darf man nicht einknicken.

Drittens: Richtige Gewalt stärken. Wir brauchen einen Staats- und Polizeiapparat, der sich entschieden durchsetzt, mit rechtsstaatlichen Mitteln. Welche Pannen es in den letzten Jahren beim Verfassungsschutz gab, kann ich nicht beurteilen. Es muss aufgeklärt werden. Was jedoch nicht hilft ist, nun so zu tun, als sei staatliche Gewalt völlig untauglich. Sie sollte (kritisch) unterstützt werden und wir sollten uns eingestehen: wir brauchen richtige, staatliche und kontrollierte Gewalt, damit sich blinde Gewalt nicht durchsetzt.

Viertens: Verantwortliche Menschen. Wir brauchen Leute, die in dem, wo sie leben, Verantwortung übernehmen. Die mit Werten leben, die über sie selber hinausgehen. Wir leben in einer unglaublich reichen und freien Gesellschaft. So konnte man in Deutschland nie leben. Diese Freiheit ist aber nur zu halten, wenn darin freie Menschen Verantwortung übernehmen, für den Nächsten mitdenken, ihre eigenen Vorteile hinten an stellen.

Ich glaube, dass Jesus Christus uns das gibt, was wir in dieser Zeit brauchen. Durch ihn können wir uns unsere Schuld ansehen ohne daran zu verzweifeln. Er sagt: hab keine Angst und ist der Mächtige, der mit uns ist. Er hat staatliche Gewalt nicht prinzipiell ausgehebelt, sondern sie bezogen auf Gott, den Schöpfer, vor dem auch sie sich verantworten muss. Und er macht aus uns Menschen, die frei sind, aber nicht frei um der Freiheit willen, sondern um des Nächsten und um Gottes Willen.

Was braucht also unsere Zeit?

Nachfolger Jesu.

 

Bibel erlebt

Es war an einem warmen Sommerabend in diesem Jahr. Ich setzte mich auf die Terrasse und wollte endlich, nach einer langen und turbulenten Arbeitsphase, beten. Ich sehnte mich nach Zeit mit Gott, wollte einfach beten. Aber als ich saß tobte ein Sturm von Fragen, Gedankensplittern, Plänen und unerledigten Aufgaben in meinem Kopf. Mein Herz pochte unruhig. Beten? Daran war gar nicht zu denken. Ich kriegte kein Wort heraus und keinen klaren Gedanken gefasst. Selbst das Aussprechen all dieser Gedanken vor Gott schien mir unmöglich. Was sollte ich tun?

Mir kam in den Sinn, was ich schon ab und zu erlebte und im Laufe der letzten Monate in Gottesdiensten und Vorträgen anlässlich des „Aufbruch.Bibel“-Jahres empfohlen hatte: nämlich einen Bibeltext auswendig zu lernen.

Die „Bibellese“ führte gerade durch den Philipperbrief. Ich schlug Phil. 2,5-11 auf, jedoch nicht in der geläufigen Lutherübersetzung sondern nach der „Neuen Genfer Übersetzung“. Dadurch erhoffte ich mir frische Gedanken inmitten altbekannter Texte. Ich legte die aufgeschlagene Bibel auf den Tisch, las eine Zeile, zitierte sie, rezitierte sie, lernte die Wörter, kaute die Verse. Ich lerne am Besten, wenn ich mich bewege. Deswegen räumte ich zwischendurch, weiter die Verse aufnehmend, in der Wohnung auf. Ich ging zurück zur Bibel, lernte die nächste Zeile, rezitierte beide, räumte wieder auf, und so weiter und so fort. So machte ich es mit allen Versen. Das dauerte eine Stunde.

Am Ende dieser einen Stunde war ich ein neuer Mensch. Nicht nur die Wohnung war aufgeräumt sondern vor allem mein Kopf. Der Gedankensturm und das laute Pochen des Herzens waren gestillt durch das mächtige und gute Wort Gottes. All das Schwere der Gedanken, hatte ein geringeres Gewicht bekommen. Die Fragen bestanden ja noch, die Pläne lagen ja noch da und die vielen Aufgaben waren unerledigt. Aber ich konnte auf Christus sehen, der (siehe Philipper 2) seine Macht und Gottgleichheit verließ um Mensch zu werden, gehorsam Gott gegenüber, bis zum Tod. Der nun den Namen trägt, der höher ist als jeder andere Name, vor dem sich einmal alle Welt beugen muss und bekennen muss, dass er der Herr ist. Das habe ich auswendig gelernt. Und im selben Moment war mir klar, dass dieser Christus der Herr auch all der Dinge ist, die mich bedrängen. Da musste ich gar nicht mehr alles im Gebet aussprechen. So wirkte das Wort Gottes in mir an diesem Abend und ich konnte Gott nur preisen dafür.

In den kommenden Tagen sprach ich immer wieder diesen Text vor mich her. Er begleitete mich und rutschte tiefer. „learning by heart“ nennen die Engländer das, etwas mit dem Herzen zu lernen. Mir wurde klar, dass dieser Text nicht nur von Christus spricht. Er fordert auch dazu auf, dass die Haltung (Luther: Gesinnung), mit der Christus gelebt hat, unser Miteinander bestimmen soll. Das ist ein hoher Anspruch und ich kann nicht behaupten, ihm gerecht zu werden. Aber immer wieder brach er ein in meinen Alltag.

Wenn ich diesem Text folge, zerstört er jeden Stolz, durchbricht menschliches Machtgefüge und angstbesetzte Verteilungskämpfe. Der Nächste wird nicht als Bühnendekoration meines Lebensplanes missbraucht, sondern er ist ein VIP, „very important person“.

Warum ich das erzähle? Um Gott zu danken für sein Reden mitten im Alltag. Und weil ich zum Auswendiglernen ermutigen will. Solche Texte rutschen tiefer und werden zu einem Schatz in unseren Herzen.

Zukunftsmusik

Über das Empfinden darüber, was Krach und was Musik ist, kann man ja eigentlich nicht streiten. Wir tun es aber trotzdem. Wenn ich früher für meine Ohren wunderbare Musik hörte, kommentierten das andere schon mal mit den Worten: „Mach den Krach aus!“. Ich fand diese Bezeichnung unpassend, wusste aber, was gemeint war. Heute ertappe ich mich bei dem Gefühl, es handle sich um Krach, wenn andere Leute etwas hören, was sie für Musik halten. So ändern sich die Zeiten. Aber eins bleibt gleich: Klänge bleiben umstritten.

Eine andere Musik ist Kindergeschrei, nämlich Zukunftsmusik. Dass Eltern vom Schreien der Kinder auch einmal genervt sein können ist klar. Aber dass wir in einer Gesellschaft leben, in der immer wieder dagegen geklagt wird, wenn Kindergärten in der Nähe gebaut werden sollen, ist ein Zeichen für die falschen Prioritäten. Für mich gilt der Satz: Kindergeschrei ist Zukunftsmusik. Auch wenn es mal laut sein kann und auch wenn es Schreier gibt, die es übertreiben und denen man mal sagen kann, sie sollten ruhig sein: so lange Kinder noch zu hören sind, ist die Zukunft angebrochen.

In Dillenburg lebten wir 10 Jahre direkt an einem Schulhof. Ob vor Schulbeginn, in den Pausen oder nachmittags, es war immer etwas los. Für uns war der Geräuschpegel ein gesundes Zeichen von Vitalität. Es gab auch Momente, in denen wir uns gestört fühlten, aber was sollte es? Wenn ich von niemandem gestört werden will, muss ich auf eine einsame Insel ziehen. Leben, gemeinsames Leben, Vitalität und Kinder, ja jede Zukunft ist immer auch eine Herausforderung, ist immer auch Störung der eigenen Wünsche und Gewohnheiten. Wir dürfen dem Druck solcher Klagen nicht nachgeben. Mehr noch: wir sollen Kindergeschrei willkommen heißen und darin Musik hören, Zukunftsmusik.

”Geräuscheinwirkungen, die von Kindertageseinrichtungen, Kinderspielplätzen und ähnlichen Einrichtungen wie beispielsweise Ballspielplätzen durch Kinder hervorgerufen werden, sind im Regelfall keine schädliche Umwelteinwirkung. Bei der Beurteilung der Geräuscheinwirkungen dürfen Immissionsgrenz- und -richtwerte nicht herangezogen werden.“

So klingt Gesetzestext. Er ist leider nötig, weil offensichtlich viele nur damit beschäftigt sind, für sich allein zu denken und ihr Leben für sich alleine einzurichten. Wenn Kinder Störfaktoren sind dann ist was schief. Und wenn es beim Kinderkriegen oder nicht kriegen nur um wirtschaftliche Vor- und Nachteile geht, dann läuft was falsch. Bei einem Mittagessen sprachen wir mit Freunden über die sog. „Ökonomisierung“ unserer Zeit. Die Tochter fragte, was das denn sei. Der Vater erklärte es ihr. „Unter ökonomischen Gesichtspunkten, bist Du ein Nachteil. Du kostest Geld. Ich habe einen wirtschaftlichen Nachteil. Was wir für dich ausgeben, haben wir nicht mehr für uns. Also, wenn Ökonomisierung alles ist, dann hätten wir dich nicht haben dürfen“. Aber es war klar: Darum ging es eben diesem Vater nicht. Er liebt seine Tochter, egal was es kostet. Und die Augen seiner Tochter sind ihm mehr wert, als die wirtschaftlichen Nachteile. Als meiner Frau Susanne und mir im letzten Jahr Weihnachten von drei befreundeten Kindern ein Weihnachtslied gesungen wurde, kamen uns die Tränen, weil wir empfanden, dass das das schönste Weihnachtsgeschenk war, was man uns geben konnte. Es war sozusagen einstudierte und geordnete Zukunftsmusik, auch eine schöne Alternative zu Kindergeschrei. Diese Lieder brauchen wir.