Berliner Reisetagebuch 5

Nach dem Treffen der Pastoren des Kreises Berlin-Brandenburg in Potsdam hatte ich ein Versöhnungstreffen und –essen mit meinem Freund, der mich am Samstag versetzt hatte. Er lud mich zum Essen ins Kanzlereck am Karlplatz ein. Dort nimmt man unter den wachsamen Augen aller Kanzler der Geschichte der BRD sein Essen ein. Die Galerie der hohen Männer und einen Frau verbreitet eine gewisse Strenge in diesem Etablissement. Aber andererseits hilft es einem zu verstehen, wo man ist. Das Kanzlereck ist nur einen Steinwurf von Parlament und Kanzerlamt entfernt, auf der anderen Spreeseite. Und so enttäuscht ich am Samstag war, umso zufriedener heute. Wir  hatten eine richtig gute Zeit, gute Begegnung und Gespräche und das war sicherlich besser und tiefer als es am Samstag hätte werden können. Ende gut…alles gut.

Nachmittags konnte ich in einem persischen Kaffe meine Mails abrufen und Briefe schreiben. Es ist faszinierend, wie dicht und von morgens bis abends Kaffees, Restaurants, Geschäfte hier zur Verfügung stehen. Der Kakao für 2,-Euro war so einigermaßen der beste Kakao, den ich je in einem Kaffe genossen habe.

Und dann nach Falkensee am Abend. Die Gemeinde hatte eingeladen zu einem Vortrag von mir. Es war ein intensiver Abend mit einer lebendigen Diskussionsrunde. Ich habe mein Modell der „inkarnatorischen Herrschaft Gottes“ vorgestellt. Der Vortrag müsste bald auf deren Homepage als MP 3 downzuloaen sein. Mit diesem Modell beschreibe ich sowohl die Sendung Jesu als auch die seiner Gemeinde: nämlich in dieser Welt zu sein, mit allem Ernst und aller Hingabe – und zugleich nicht von der Welt zu sein, d.h.: die Herrschaft Gottes zu leben und zu verkünden, die gegen den Strich bürstet und ein Alternativmodell dieser Welt darstellt. Ich glaube, dass es keine Alternative zu dieser Polarität unseres Lebens gibt. Wunderbar ist zu merken, wie die Leute mitgehen, offen sind und diese Impulse aufnehmen.

Morgen früh muss ich bis Donnerstag abend Berlin verlassen für eine Tagung bei Göttingen. Deswegen gibt es eine kleine Pause.

Berliner Reisetagebuch 4

Seit gestern morgen war ich in der FeG Adlershof, einem geschichtsträchtigen Ort der FeGs zu Zeiten der DDR, hatte eine interessante Zeit in der indonesischen Gemeinde in Moabit incl. einem Abendessen mit dem indonesischen Botschafter, der diese Gemeinde besucht hat, habe mit dem Gründungsteam einer neuen Gemeinde in Spandau/Staaken im äußersten Westen Berlins gesprochen und diskutiert, habe das Berlin-Projekt am Prenzlauer Berg kennengelernt, die ihre Gottesdienste im „Babylon“-Kino feiern und außerdem die Räume besichtigt, wo in Kreuzberg Abendgottesdienste gefeiert werden. Mir fällt auf, wie viele wunderbare Menschen sich vorbildlich und voller Hingabe für die Menschen ihrer Umgebung engagieren. Mir fällt auf, wie vielfältig Berlin ist und wie jeder Stadtteil, ja jeder Kiez sein eigenes Gepräge hat. Und es wird mir überdeutlich,  dass die Antwort auf die Frage, wie die Menschen mit der guten und einzigartigen Botschaft von Jesus erreicht werden können, nur von den Leuten vor Ort beantwortet werden kann. Die Situationen sind so spezifisch, dass es da keine Antwort von der Stange gibt.

By the way: ich esse mich hier durch die Kulturen. Gestern gutes deutsches Buffet, dann indonesische Gastlichkeit und Speisen. Heute Mittagessen beim Thailänder und abends japanisch. Also ich muss sagen: ich komme mir vor wie zu den besten Zeiten als Leiter der Allianz-Mission. Nur dass die Speisekarten so schnell wechseln. Aber mir soll es recht sein.

In Berlin tut  sich was. Nicht nur in Freien evangelischen Gemeinden. Auch in anderen Kirchen und Gemeinden finden sich Aufbrüche und neue Ansätze. Mehr noch als vor 5 Jahren. So sagen mir Insider und darüber freue  ich mich sehr. Es ist aber auch nötig. Die Stadt brummt. Da soll auch Gemeinde brummen. Da solle Jesus Christus Thema sein.

Berliner Reisetagbuch 3

So kann es gehen: himmelhoch jauchend, zu Tode betrübt. Ich fange mit der Betrübnis an. Der gestrige Abend war ein Reinfall. Inzwischen habe ich erfahren, dass mein Freund nicht zu Hause, wie ich annahm, sondern irgendwo um die Ecke gefeiert hat. Da ich das aber nicht wusste und seine Handynummer nicht hatte, fuhr ich wieder nach Hause. Zuerst war ich ziemlich verärgert und eben: betrübt. Aber dann dachte ich an das alte Gebet: „Gib mir die Gelassenheit Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann“, kehrte in die nächste Pizzeria ein und freute mich des Berliner Lebens.

Heute morgen war ich in der FeG Adlershof. Allen Berlinbesuchern sei gesagt: et lohnt sich. Inmitten einer Wohnsiedlung mit steil aufragenden Wohnhäusern, die alle bis zum Bürgersteig reichen, steht mitten drin auf einem großzügigen Grundstück die sogenannte „Schwedenkirche“. Der schwedische Schwesterbund hat dieses Gebäude kurz nach dem 2. Weltkrieg gespendet. Sie sieht auch bis heute schwedisch aus, mit entsprechend roten Anstrich. Die Atmosphäre ist sehr angenehm. Noch wichtiger als das Gebäude ist das, was von den Menschen dort ausgestrahlt wird. Ich fühlte mich sofort „zu Hause“. Das Gemeindehaus war auch recht voll und die Stimmung sehr gut. Bei einem perfekten Buffet und mit interessanten Gesprächen habe ich einen wunderschönen Vormittag erlebt: himmelhoch jauchzend.

Berliner Reisetagebuch 2

Nachdem ich mich durch diverse Schneegestöber gekämpft hatte, fuhr ich nach Berlin ein. Immer wieder erhebend ist es, die 7,5 km lange und gerade alte Rennstrecke nach Berlin hineinzufahren, nachdem man die alte Grenzstation Dreilinden hinter sich gelassen hat, den Funkturm angestrahlt vor sich liegend.

Es ist unglaublich, wie viel Verkehr um 19.00 Uhr abends in Berlin ist. Die Stadtautobahnen waren extrem voll. Hier ist eben doch noch mal mehr los als im Ruhrgebiet, obwohl dieses Kulturhauptstadt Europas 2010 ist. Berlin ist immer Kulturhauptstadt, ohne dazu ernannt zu werden.

Ich bin zwar mit dem Auto hier, aber jetzt gilt es U-Bahn zu fahren. Ich finde, das gehört einfach dazu. Die wahre Berliner Luft pfeifft doch sowieso durch die U-Bahn-Schächte. Ich lasse also meinen Wagen stehen und mach mich jetzt noch auf den Weg, einen alten Freund aus meiner Heimatstadt Haan hier zu besuchen, der seit inzwischen 25 Jahren in Berlin lebt. Also auf nachh Moabit.

A propos Stadt: Wusstet ihr, dass die Bibel einen unumkehrbaren Verstädterungsprozess beschreibt? Sie fängt am im Garten (Eden) und endet in der himmlischen Stadt Jerusalem. Da ist etwas dran, oder?

Berliner Reisetagebuch

Ich mache mich morgen auf den Weg nach Berlin. Dort werde ich eine Woche lang Gemeinden besuchen, Menschen begegnen, Freunde treffen und hoffentlich Zeit für interessante Einblicke in diese aufregende Stadt gewinnen. Ich werde die Leser dieses Blog auf dem Laufenden halten und ein kleines Reisetagebuch führen.

Berlin fasziniert mich. Die Stadt verändert sich ständig. Ich habe in den letzten Jahren immer wieder einmal Berlin besucht. Ich bin gespannt, was ich dieses Mal erleben werde. Zurzeit verfolge ich noch gespannt die Staunachrichten, denn der Winter hält mal wieder Einzug.

Rücktritt Margot Käßmann

Bischöfin Dr. Margot Käßmann hat heute Nachmittag (24.2.10, 16.00 Uhr) den Rücktritt von ihren Ämtern in einer Pressekonferenz erklärt. Ich möchte an dieser Stelle meinen Respekt dafür aussprechen, dass sie diese Entscheidung getroffen und wie sie diese begründet hat. Ihr war klar, dass ihre Autorität beschädigt ist. Genau das ist der Fall und bei einer Fortführung ihrer Arbeit hätte der Fehltritt immer mitgeschwungen, auch wenn sie ihn bereut. Damit hat sie ein besseres Gespür für ihre Situation bewiesen als manche Ratgeber, die meinten, sie solle im Amt bleiben. Wir sind alle Sünder – ja. Aber es geht hier auch nicht um Vergebung oder Christsein. Es geht um die Anforderungen an Personen, die die Kirche leiten. Die sollte man nicht vorschnell über Bord werfen. Ich sage das als jemand, der selber ein Amt bekleidet, das, auch wenn es nicht mit dem von Frau Käßmann vergleichbar ist, dennoch vergleichbare Anforderungen an die Integrität der Person stellt und eine gewisse Öffentlichkeit mit sich bringt.

Öffentlichkeit und Stress stellen enorme Herausforderungen an die Integrität einer Person. Ich empfinde das immer wieder. Ich komme für mich zu der Schlussfolgerung, dass ich, wie jeder andere Mensch auch, Seelsorge und Unterstützung brauche. Dazu gehören auch kritische und liebevolle Begleiter. Dazu gehört die tägliche Erneuerung durch den Heiligen Geist. Dazu gehört für mich eine demütige Herzenshaltung vor Gott, weil ich weiß, dass ich nur durch ihn lebe und arbeiten kann. Und selbst diese Herzenshaltung muss ich, so schlimm ist es um mich bestellt, von Gott erbitten.

Hoffnung 3

Ich bedanke mich bei allen, die in den letzten zwei Wochen beschrieben haben, worin ihre Hoffnung besteht und was für sie Hoffnung ist. Ich musste nun eine Auswahl treffen und habe fünf Aussagen ins Programmheft für das Bundesjugendtreffen in Erfurt (Pfingsten 2010) gesetzt. Danke, dass ihr mitgemacht habt. Ich freue mich auf weitere Kommentare – sie können aber nicht mehr berücksichtigt werden!

Und außerdem: Ich hoffe auf Frühling, obwohl es mal wieder schneit. Ich meine, dass meine Hoffnung einen gute Grundlage hat, weil: in den letzten Jahren ist er auch immer irgendwann gekommen. Und wenn sich die Erde so dreht wie in den letzten Jahren, dann wird es bald Frühling geben.

political correctness in der Sprache

Etwas irritiert habe ich in letzter Zeit hier und da die Meinung vernommen, militärische Begriffe seien im Zusammenhang mit „Mission“ nicht angemessen. Solch eine Sprache würdige den Menschen, um den es gehe, herab. Sie sei ein Zeichen fundamentalistischer Orientierung – und somit natürlich inakzeptabel.

Augenblick mal. War da nicht Paulus, der im Zusammenhang von Mission von einem geistlichen Kampf schrieb (Epheser 6)? Er empfahl eine „geistliche Waffenrüstung“ anzulegen. Aber damit kein Missverständnis entsteht. Der Kampf, so Paulus, ist nicht gegen Menschen, sondern gegen die Mächte der Finsternis (Epheser 6,12). Und die Waffen sind geistlich. Sie heißen „Gerechtigkeit“, „Wahrheit“ und vor allem „Gebet“. Ungern zitieren wir Jesus als er sagte: „Meint nicht, ich sei gekommen Frieden zu bringen, sondern das Schwert“ (Lukas 12,49ff). Damit kündigte er an, dass um seinetwillen Entzweiung kommen kann, schlimmstenfalls mitten durch Familien. Das passt nicht in das übliche Jesus-Bild und ist ja auch nicht alles, was über ihn zu sagen ist. Im Gegenteil! Dennoch spitzt Jesus hier die Konsequenz der Nachfolge so zu, damit klar bleibt, wer er ist. Er mutet uns diese Zuspitzung und die daraus entstehende Entzweiung zu.

Deswegen wende ich mich gegen die reflexartige Abwehr von allem, was unter Umständen irgendwo falsch verstanden werden könnte. Das ist unsinnig und verbiegt jede befreite und interessante Sprache. Ich wende mich gegen eine falsch verstandene „political correctness“ im allgemeinen Sprachgefühl. Denn diese Sprache ist oft langweilig und ihre Versatzstücke klingen immer gleich. Und ich wende mich gegen den anfangs beschriebenen Gedankengang. Der vereinfacht und verdächtigt Menschen, die sich am biblischen Sprachgebrauch orientieren.

Ironischerweise kann es sich die erfolgreiche Musikgruppe „Silbermond“ erlauben, in einem ihrer aktuellen Hits von „Kriegern des Lichts“ zu singen, deren „Mut wie ein Schwert“ und deren „Herz die größte Waffe“ sei. Während Christen Angst vor Missverständnissen haben, hören sich Millionen solche Zeilen an – völlig unverdächtig.

Die Gemeinde von Jesus steht in einem geistlichen Kampf. Das ist kein Kinderspiel. Es ist Ernst. Menschen gehen ohne Jesus Christus verloren. Und die Lüge beansprucht Raum. Am Ende bekennen wir, dass Jesus Sieger ist und vertrauen darauf. Auf seiner Seite stehen wir. Die Liebe ist die wirksamste Waffe – und das Gebet. Und wir bleiben bei der Wahrheit. Sie hat einen Namen: Jesus Christus. Und das darf unsere Sprache auch ruhig zum Ausdruck bringen.

Hoffnung 2

Da mein letzter Blogeintrag noch von niemandem kommentiert wurde – obwohl ich doch so sehr darauf gespannt bin und die feste Überzeugung habe, dass es dazu sehr interessante Meinungen und Kommentare gibt – schreibe ich einfach noch mal eine Erinnerung! Herzlich bitte ich um Kommentare zu dem Artikel „Hoffnung“ vom 25.1.

Danke!!!!

Hoffnung

Gestern haben die Suchmannschaften auf Haiti einen Mann 11 Tage nach dem Erdbeben aus den Trümmern eines Hauses geholt. Er überlebte, weil er sich mit Keksen und Cola versorgen konnte. Seine Hoffnung auf Rettung wurde erfüllt! Andere wurden und werden enttäuscht. Andere Menschen sterben. Die Hoffnungen der Retter wurden dieses mal erfüllt. Viele andere male nicht.

Hoffnung gibt Kraft. Hoffnung erfüllt mit Begeisterung und Durchhaltevermögen.

Laut Definition ist Hoffnung dasselbe wie Glaube, nur, dass Hoffnung auf die Zukunft gerichtet ist. So weit, so lexikalisch. Und was ist Hoffnung konkret? Und Hoffnungslosigkeit? Und ab wann ist Hoffnung nicht mehr etwas positives, sondern nur ein billiges Vertrösten? Ab wann sind Hoffende einfach nur noch verrückte Leute, die sich der Realität nicht mehr stellen wollen? Ab dem 20. Tag? Ab dem 50. Tag?

Diese Fragen beschäftigen mich zurzeit. Auch deshalb, weil zu Pfingsten 2010 das Bundesjugendtreffen (BuJu – siehe:  www.buju.org) des Bundes Freier evangelischer Gemeinden stattfinden wird. Das Gesamtthema lautet „unkaputtbar“. Eins der Unterthemen, zu dem ich dort sprechen werde, ist das Thema „Hoffnung“. Gibt es „unkaputtbare“ (d.h. unzerstörbare) Hoffnung? Wie sieht die aus? Was bringt sie? Ich würde gerne einige Meinungen und Kommentare meiner Blogleserschaft zu diesem Thema sammeln und im Programmheft des BuJu veröffentlichen. Was ist Hoffnung für dich / Sie? Wo hast du / haben Sie Hoffnung gelebt? Wo bist du / sind Sie hoffnungslos?

Ein paar Vorschläge, wie ich mir das vorstelle.

Hoffnung ist…

…wenn die Rettungsmannschaften in Haiti auch am 11. Tag nach dem Unglück weiter graben.

…wenn ich Sommerschlappen anziehe, obwohl es draußen nur 10 Grad Celsius ist.

…wenn ich mein Studium anfange, obwohl ich noch nicht weiß, ob ich am Ende einen Job bekomme.

Zusatzfragen: Wo liegt hier die Grenze zum Verrückten? Wo muss ich Hoffnung vielleicht aufgeben?

Hoffnungslos bin ich ….

… wenn ich sehe, dass viele Menschen erst dann lernen, wenn es zu spät oder fast zu spät ist (siehe Umweltschutz oder der Bau erdbebensicherer Häuser)

… wenn ich auch nach Jahren keine/n Partner/in finde, obwohl ich wieder mal einen Versuch gestartet habe.

Zusatzfrage: Wie finde ich heraus, auf was ich hoffen kann, und auf was nicht? Gibt es eine gute Grundlage für meine Hoffnung?

Ich würde mich freuen über persönliche Statements als Kommentare. Ich bin gespannt darauf. Je kürzer und prägnanter, desto besser.